Ein Artikel aus wiesbadener-tagblatt.de
Die digitale Transformation macht vor keinem Geschäftsbereich Halt. Die Idsteiner Unternehmensberatungsfirma Acuroc hilft Firmen, den Durchblick zu behalten.
IDSTEIN – Walsdorf ist ein wirklich schönes Fleckchen Taunus. Im „Goldenen Grund“ zwischen Bad Camberg und Idstein gelegen, bieten sich Blicke auf hügelige Felder, Bäume, den Hutturm und die bekannte Fachwerkscheunenfront. Idylle pur. Genauso idyllisch geht es jedoch auch in den Internetleitungen im Ort zu. Die Glasfaserleitungen haben es noch nicht in den nördlichen Idsteiner Stadtteil geschafft. Und wenn man es genau nimmt, erfüllt der Standort damit nicht die Voraussetzungen, Standort eines 45 Mitarbeiter starken Unternehmens zu sein, das sich hauptsächlich dem Thema Digitalisierung verschrieben hat. Ob Consuela Utsch, Geschäftsführerin von Acuroc, einen Film auf Youtube störungsfrei gucken kann, hängt davon ab, „wer sonst noch im Büro das Internet nutzt“. Wenn die 63-Jährige davon berichtet, muss sie lachen, so absurd ist das im Grunde. Aber das Lachen hat keinen bitteren Unterton.
Für die Videokonferenz ist das Netz zu langsam
Denn das Zauberwort heißt „geteiltes Office“. Die Mitarbeiter sitzen zum Teil in ganz Europa, ein Büro ist im Industriepark Höchst. Wenn Consuela Utsch eine Videokonferenz mit ihren Mitarbeitern anberaumt, findet jene auch genau dort statt. In Walsdorf wäre das technisch nicht möglich. „Strukturschwach“ nennt die studierte Mathematikerin das – mit einem Augenzwinkern. Wieder ein eigentlich absurdes Adjektiv für einen Standort an der A3, im Ballungsraum Rhein-Main. Aber der „Goldene Grund“ bietet eine ruhige Heimstatt für die Familie, der Ausritt auf dem Pferd ist Ausgleich für ständiges Reisen. Heute Luxemburg, morgen Madrid, übermorgen Walsdorf: Consuela Utschs Firma berät europäische Unternehmen, die sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen. Die Grundfrage der Unternehmen laute immer: „Wie kann ich aufgrund einer Digitalstrategie mein Serviceangebot erweitern?“, sagt Utsch. „Denn die Digitalisierung bietet für jeden eine Riesenchance.“
Manchmal erkenne das die Geschäftsführung eines Unternehmens selbst und hole sich dann Rat bei Acuroc. Manchmal sei es auch die IT-Abteilung, die der Geschäftsführung den Impuls gebe. Acuroc stößt dann dazu, bietet dazu etwa Workshops an oder bringt die Unternehmen in Kontakt mit Produkten, die der Firma einen Nutzen in der digitalisierten Geschäftswelt bringen könnten. So beispielsweise der 3D-Drucker, der Logistik- und Lagerkosten sparen kann. Wichtig sei ihr aber eins, betont Consuela Utsch: „Man darf die Investition in Neues nicht unabhängig vom Tagesgeschäft sehen.“ Mit dem „Brot-und-Butter-Geschäft“ werde in der Gegenwart immerhin das Geld verdient.Klar, jeder, der am öffentlichen Leben teilnimmt, muss mindestens eine E-Mail schreiben können. Aber muss sich wirklich jedes Unternehmen mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen? Die Brötchen werden – wenigstens zum Teil – von Menschenhand gebacken, die Dächer von Menschenhand gedeckt, Heizungen in Häusern vom Installateur ausgetauscht. Und genau an dieser Stelle fällt Consuela Utsch ein Beispiel ein. Der Heizungsbauer Thermondo, der übrigens nicht von Acuroc betreut wird, feiere mit einer digitalen Produktdatenbank und einer App große Erfolge. Aber ihr fällt auch der Unternehmer ein, der gerade sein Geschäft aufgeben musste, weil ihm der direkte Konkurrent auf digitalem Feld das Wasser abgegraben hatte. „Disruptive Prozesse“ – diesen Begriff nennt Utsch in diesem Zusammenhang. Alles verändert sich durch die Digitalisierung und – trotz der sich bietenden Chancen – für manchen eben nicht zum Guten.
Auch wenn nicht jeder sein Glück im digitalen Zusatzgeschäft suchen müsse oder gleich „hinten runterfalle“: „Die digitale Transformation geht an niemandem vorbei. Jeder muss die Augen offenhalten.“
Von Christopher Schäfer, Desk Wiesbaden
